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Rukwied: "EU-Kommission hat den Schuss nicht gehört"

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Als "nicht mehr nachvollziehbar" hat der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, die Pläne der EU-Kommission zur pauschalen Reduzierung des chemischen Pflanzenschutzes kritisiert. Er sei "mehr als schockiert" über die Ankündigung der Kommission, den Mitteleinsatz bis 2030 um die Hälfte senken zu wollen, erklärte Rukwied heute bei der Erntepressekonferenz auf Gut Kemlitz bei Dahme.

Als "nicht mehr nachvollziehbar" hat der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, die Pläne der EU-Kommission zur pauschalen Reduzierung des chemischen Pflanzenschutzes kritisiert. Er sei "mehr als schockiert" über die Ankündigung der Kommission, den Mitteleinsatz bis 2030 um die Hälfte senken zu wollen, erklärte Rukwied heute bei der Erntepressekonferenz auf Gut Kemlitz bei Dahme. Der Schritt sei gerade in der jetzigen Situation mit international nachlassender Ernährungssicherheit "außerhalb jeder Realität" und ignoriere die ethisch-moralische Verpflichtung der EU-Staaten bei der Versorgung einer wachsenden Weltbevölkerung mit Nahrungsmitteln.

 

Nach den Worten des DBV-Präsidenten haben die Vertreter der EU-Kommission "in ihren Glaspalästen den Schuss nicht gehört". Sollte die Pflanzenschutzreduktion so umgesetzt werden, drohten EU-weit deutlich sinkende Erträge bis hin zu Totalausfällen, warnte Rukwied. Abzusehen sei auch, dass die Abhängigkeit der EU von Agrarimporten steigen werde. Diese Lebensmittel fehlten dann womöglich den ärmeren Staaten dieser Welt. Das sei keine verantwortungsvolle Politik, so der Bauernpräsident.

 

Vor diesem Hintergrund verlangte Rukwied eine stärkere Orientierung der Agrar- und Umweltpolitik an wissenschaftlichen Fakten, die Nutzen und Risiken sorgfältig abwäge statt mit pauschalen Zielvorgaben neue Probleme zu schaffen. Nötig sei auch eine "Zeitenwende" bei der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), die aktuelle Fragen der Ernährungssicherheit stärker berücksichtige, betonte der DBV-Präsident. Ihm zufolge geht es dabei nicht um eine Rückabwicklung der bisherigen Reformen. Nötig sei aber eine Kurskorrektur, um Klima- und Artenschutz mit einer produktiven Landwirtschaft zu vereinen.

 

Wegen der sich abzeichnenden Gasmangellage bekräftigte Rukwied zudem die Forderung seines Verbandes nach einer Priorisierung der Land- und Ernährungswirtschaft bei der Erdgasversorgung. Der Sektor sei auf Gas angewiesen, stellte der Bauernpräsident klar. Ohne Erdgas gebe es keine Stickstoffdünger; ohne diesen sei mit Ertragsrückgängen von bis zu 40 % zu rechnen. Deshalb brauche es hier wie in der ebenfalls auf diesen Energieträger angewiesenen Ernährungswirtschaft die Priorisierung im Falle einer einbrechenden Gasversorgung. AgE

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