Zäune können in Kombination mit der Keulung, der Entfernung von Tierkörpern und der vorhandenen Straßeninfrastruktur zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Wildschweinen beitragen. Diese Schlussfolgerung zieht die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) in einem aktuellen Bericht. Der Erfolg der Maßnahmen hängt jedoch von der rechtzeitigen Umsetzung, der Anpassung an veränderte epidemiologische Situationen und der regelmäßigen Instandhaltung ab.
Bei ihrer Bewertung der Wirksamkeit von Zäunen griff die EFSA unter anderem auf Informationen aus zehn Mitgliedstaaten zurück, darunter auch Deutschland. Des Weiteren wurden wissenschaftliche Arbeiten zu Barrieren herangezogen, so zu Straßen, Maschendrahtzäunen und natürlichen Hindernissen wie Flüssen. Diese deuten beispielsweise darauf hin, dass Wildschweine Autobahnübergänge immer dann nutzen, wenn sie vorhanden sind. Daher könnte der EFSA zufolge die zeitliche Schließung von Autobahnübergängen ein wirksames Instrument sein, um die Wanderung von Wildschweinen zu unterbinden.
Untersuchungen in Italien zeigen, dass Hauptstraßen und städtische Gebiete die wichtigsten Barrieren für den Genfluss zwischen den Teilpopulationen des Schwarzwildes sind. Dies gilt offensichtlich auch für große Flüsse. Arbeiten über die Wildschweinpopulation in Rheinland-Pfalz belegen, dass die Mosel mit einer Breite von 40 Metern und einem durchschnittlichen Abfluss von 313 Kubikmetern nicht ausreicht, da zwischen den Beständen der beiden Seiten keine genetischen Unterschiede festgestellt wurden. Im Gegensatz dazu stellt der Rhein mit einer Breite von 150 bis 250 Metern und einem durchschnittlichen Abfluss von etwa 2.000 Kubikmetern eine wirksame Barriere dar.
Entlang des ungarisch-kroatischen Grenzzauns kam es zu keiner Überquerung von Wildtieren einschließlich Wildschweinen, wie die EFSA außerdem feststellt. Im Gegensatz dazu wurden an dem gut 170 Kilometer langen Stacheldrahtzaun an der slowenisch-kroatischen Grenze während der zehnmonatigen Beobachtungen mehrere Überquerungen von Wildschweinen registriert, aber keine Mortalität dieser Art im Unterschied zum Rotwild.
In Australien ergaben Untersuchungen, dass Ausschlusszäune, die aus straffem Maschendraht bestehen mit mehreren Litzen Stacheldraht in der Nähe des Zaunfußes, Wildschweinschäden in Feuchtgebieten verhindern können. Zu ähnlichen Ergebnissen kam auch eine Studie zu solchen Zäunen in Neuseeland, wo mit diesen erfolgreich eine Ausbreitung und Reinvasion von Wildschweinen in einem Gebiet verhindert wurden. Dort fand ein lokales Programm zur Ausrottung von Wildschweinen statt. Zusammenfassend zeigen diese Studien laut EFSA, dass geeignete Zäune, wenn sie gut gewartet werden, wirksam sind zur Kontrolle von Wildschweinbewegungen und zur Verringerung von Ernteschäden und Verkehrstoten.
Im Hinblick auf die Auswirkungen der Populationsdichte von Wildschweinen erklärt die EFSA, dass im Rahmen der Analyse keine eindeutige und kohärente Wirkung auf das ASP-Geschehen festgestellt worden ist. Andere Faktoren wie Lebensraum, Klima und potenzielle Hindernisse spielten ebenfalls eine Rolle bei der Ausbreitung des Virus, aber für ein umfassendes Verständnis würden zusätzliche Daten benötigt. Vor diesem Hintergrund fordert die Behörde die Mitgliedstaaten der Europäischen Union dazu auf, Felddaten zu sammeln und ihr zu melden, einschließlich des Datums und des genauen Standorts sowohl der positiv als auch der negativ getesteten Wildschweine.
Übertragung durch Insekten unklar
Die EFSA-Sachverständigen gingen auch der Frage nach, ob die Anwendung der Immunkontrazeption zur Verringerung der Wildschweinpopulationen eingesetzt werden könnte. Sie stellen dazu fest, dass weitere Forschung notwendig ist, um einen sicheren und wirksamen oralen Impfstoff zu entwickeln. Bei diesen Bemühungen sollten neben anderen Aspekten auch die langfristigen Umweltauswirkungen berücksichtigt werden.
Zur möglichen Übertragung von ASP-Viren durch Insekten erklärt die EU-Behörde in dem Bericht, dass die verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse darauf hindeuten, dass Stallfliegen und Pferdefliegen in den betroffenen Gebieten der EU für ASP-Viren anfällig sind. Möglicherweise könnten diese die Viren in landwirtschaftliche Betriebe einschleppen und auf Schweine übertragen. Es besteht der EFSA zufolge jedoch Unsicherheit darüber, ob dies tatsächlich geschieht, und wenn ja, in welchem Ausmaß.
Mit Blick auf die Hausschweinehaltung unterstreicht die EFSA einmal mehr, dass die Umsetzung strenger Biosicherheitsmaßnahmen durch die Betriebe und bestimmte Bewirtschaftungsverfahren unerlässlich sind, um eine Einschleppung der ASP zu verhindern. Dazu gehören die sichere Lagerung von Einstreumaterial, die Verwendung von Insektennetzen und die Vermeidung der Ausbringung von Dung von benachbarten Betrieben, insbesondere in Gebieten, in denen die ASP im Umlauf ist. AgE