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Landwirte sind zufrieden, Umweltverbände entsetzt

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Erleichtert über die Ablehnung der Pläne der Europäischen Kommissionen, den Pflanzenschutzeinsatz in der EU zu verringern, reagieren Spitzenverbände der Agrarbranche. Scharfe Kritik äußerten Umwelt- und Naturschutzverbände. "Pauschalverbote und praxisferne Vorgaben, die die Existenz vieler landwirtschaftlicher Betriebe gefährdet hätten, wurden von einer Mehrheit der Abgeordneten klar abgelehnt", erklärte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, gestern in Berlin.

Erleichtert über die Ablehnung der Pläne der Europäischen Kommissionen, den Pflanzenschutzeinsatz in der EU zu verringern, reagieren Spitzenverbände der Agrarbranche. Scharfe Kritik äußerten Umwelt- und Naturschutzverbände. "Pauschalverbote und praxisferne Vorgaben, die die Existenz vieler landwirtschaftlicher Betriebe gefährdet hätten, wurden von einer Mehrheit der Abgeordneten klar abgelehnt", erklärte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, gestern in Berlin. Der DBV setze weiterhin auf einen "kooperativen Ansatz" zwischen Naturschutz und Landwirtschaft. Auch künftig werde man daran arbeiten, den Pflanzenschutzmitteleinsatz weiter zu reduzieren, versicherte Rukwied. Jedoch müsse dabei "Ernährungssicherung als oberste Prämisse" gelten

 

Holzenkamp: Zukunft für Weinbau und Sonderkulturen

 

Der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), Franz Josef Holzenkamp, bezeichnete das Abstimmungsergebnis im EU-Parlament als "Entscheidung der Vernunft". "Die Parlamentarierinnen und Parlamentarier in Straßburg haben sich leiten lassen von Fakten und einer klaren Folgenabschätzung", sagte Holzenkamp. Vor allem der Weinbau und der Anbau von Sonderkulturen hätten nun weiterhin eine Zukunftsperspektive. "Mit der heutigen Entscheidung können die Genossenschaften erst einmal aufatmen", betonte der DRV-Präsident.

 

ZVG und DWV: Reduktion nur gemeinsam mit der Branche

 

Zufrieden mit dem Votum zeigte sich auch der Zentralverband Gartenbau (ZVG). "Damit wird ein großes Damoklesschwert, das über dem heimischen Gartenbau schwebte, beiseitegelegt", so ZVG-Präsident Jürgen Mertz. Es komme nun darauf an, "gemeinsam mit der Branche Produktionssysteme und Pflanzenschutzstrategien weiterzuentwickeln und den Gartenbau auf seinem Transformationsprozess zu begleiten." Der Präsident des Deutschen Weinbauverbandes (DWV), Klaus Schneider, begrüßte, dass das existenzbedrohende Verbot von Pflanzenschutzmitteln in sensiblen Gebieten "vorerst vom Tisch" sei. Dessen ungeachtet wolle der DWV weiterhin den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verringern. "Das Ziel, zu reduzieren, unterstützen wir, der vorgeschlagene Weg der EU war aber der falsche", stellte Schneider klar.

 

NABU: "Riesenchance verspielt"

 

Erwartungsgemäß enttäuscht reagierten Umwelt- und Naturschutzverbände. "Heute wurde eine Riesenchance auf eine Trendwende verspielt", sagte der Präsident vom Naturschutzbund Deutschland (NABU), Jörg-Andreas Krüger. In Deutschland und Europa würden zu häufig zu schädliche Mittel eingesetzt. "Eine ambitionierte SUR wäre ein wichtiger Schritt auf dem Weg in eine nachhaltiger Landnutzung gewesen", bedauerte der NABU-Präsident. "Diese Entscheidung gefährdet die Ernährungssouveränität und die Gesundheit heutiger und kommender Generationen", kommentierte der WWF-Insektenschutzexperte Dr. Peter Weißhuhn. Landwirte, die mit verringertem Pestizideinsatz arbeiten, bräuchten nun verstärkte Unterstützung.

 

Schwarzer Tag für Natur und Umwelt

 

"Diese Entscheidung kommt einer Absage an den europäischen Green Deal gleich, der wichtigsten Errungenschaft der laufenden Amtszeit der EU-Kommission", erklärte der Geschäftsführer des Umweltdachverbandes Deutscher Naturschutzring (DNR), Florian Schöne. Ähnlich deutlich äußerte sich der Präsident des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Olaf Bandt. "Für alle, die an dem Schutz der Natur, von Gewässern und Böden und an der menschlichen Gesundheit interessiert sind, ist dies ein schwarzer Tag", sagte Bandt. Eine "konservative Mehrheit, unter anderem angeführt von CDU und CSU", habe den Vorschlag ohnehin bereits weitgehend entkernt. Nun sei auch der "klägliche Rest" abgelehnt worden, kritisierte Bandt. "Verlierer sind Mensch und Natur sowie die Ernährungssicherheit", beklagte der Umweltschützer. AgE/nr

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