News-Ansicht

Europaparlament tief gespalten

|   news

Die Ansichten im Europaparlament zur erneuten Zulassung des Pflanzenschutzmittelwirkstoffs Glyphosat gehen nicht nur zwischen den Fraktionen weit auseinander. Auch innerhalb der politischen Gruppen sind die Auffassungen teilweise höchst unterschiedlich. Der Agrarsprecher der EVP, Herbert Dorfmann, wies auf die Bedeutung von Glyphosat für kohlenstoffarme Praktiken im Ackerbau hin.

Die Ansichten im Europaparlament zur erneuten Zulassung des Pflanzenschutzmittelwirkstoffs Glyphosat gehen nicht nur zwischen den Fraktionen weit auseinander. Auch innerhalb der politischen Gruppen sind die Auffassungen teilweise höchst unterschiedlich. In der am Mittwoch in Straßburg zu dieser Thematik abgehaltenen Aussprache wies unter anderem der Agrarsprecher der EVP, Herbert Dorfmann, auf die Bedeutung von Glyphosat für kohlenstoffarme Praktiken im Ackerbau hin.

 

Darüber hinaus betonte der Südtiroler allerdings im Einklang mit dem Kommissionsvorschlag, dass der Wirkstoff zukünftig nur noch ausschließlich als Herbizid im Pflanzenbau zum Einsatz kommen sollte. Vorerntebehandlungen, wie die Sikkation, lehne er ab. Schließlich mahnte Dorfmann, die Forschung und Entwicklung sowie die Zulassung von weniger schädlichen Alternativen zu forcieren.

 

EVP-Umweltsprecher Dr. Peter Liese erklärte in Richtung Zulassungsgegner, dass Verbote der falsche Weg seien. Angesichts der dramatisch gestiegenen Lebensmittelpreise könne man auf Glyphosat aktuell nicht verzichten, sagte der CDU-Politiker. Im Übrigen dränge er darauf die Empfehlungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ernst zu nehmen.

 

Die agrarpolitische Sprecherin der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten (S&D), Clara Aguilera, stellte fest, dass Glyphosat zu den am meisten untersuchten und debattierten Wirkstoffen gehöre. Sie sei also für eine Zulassungsverlängerung, stellte die Spanierin klar. Sie empfahl allerdings, die bestehenden Datenlücken zeitnah zu schließen.

 

Konträr dazu äußerte sich der stellvertretende Vorsitzende der S&D-Fraktion, Mohammed Chahim. Viele Krankheiten bei Landwirten wie Parkinson seien durch den Einsatz des Wirkstoffs bedingt. "Glyphosat ist daher ein Meuchelmörder für Landwirte und Biodiversität", so der Niederländer.

 

Der Vorsitzende des Umweltausschusses, der Franzose Pascal Canfin, hält die Stellungnahme der EFSA für nicht eindeutig. Eine Verlängerung um zehn Jahre sei daher inakzeptabel, sagte der Abgeordnete der liberalen Fraktion Renew Europe (RE). Seine Fraktionskollegin Elsi Katainen betonte hingegen, dass derzeit kein harmloseres Pestizid mit einer vergleichbaren Wirkung wie Glyphosat verfügbar sei. Allerdings begrüßte auch die finnische Agrarpolitikerin das vorgeschlagene Verbot der Sikkation.

 

Benoît Biteau, stellvertretender Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses, lehnt es dagegen ab, dass Glyphosat "ungeachtet der Folgen für die Biodiversität" weiter zugelassen werden soll. Er begrüßte ausdrücklich die ablehnende Haltung von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. Diesem sei das Vorsorgeprinzip immerhin noch etwas wert, erklärte der Grünen-Politiker aus Frankreich. AgE/kl

Zurück