Markttipps-Ansicht

Russland will kostenlos Getreide liefern

|   markttipps

Russlands Präsident Wladimir Putin umgarnt nach dem Ende des Getreideabkommens die afrikanischen Länder. Auf dem Afrika-Gipfel in St. Petersburg bot er mehreren Staaten an, in den nächsten Monaten kostenlos jeweils 25 000 t bis 50 000 t Getreide zu liefern. Konkret richtet sich dieses Angebot an Burkina Faso, Simbabwe, Mali, Somalia, die Zentralafrikanische Republik und Eritrea.

Russlands Präsident Wladimir Putin umgarnt nach dem Ende des Getreideabkommens die afrikanischen Länder. Auf dem Afrika-Gipfel in St. Petersburg bot er mehreren Staaten an, in den nächsten Monaten kostenlos jeweils 25 000 t bis 50 000 t Getreide zu liefern. Konkret richtet sich dieses Angebot an Burkina Faso, Simbabwe, Mali, Somalia, die Zentralafrikanische Republik und Eritrea. Zwar gibt sich Kreml-Chef als Kämpfer gegen den Hunger in der Welt, aber letztlich dürfte ihm vor allem daran gelegen sein, den wirtschaftlichen Einfluss Russland auf dem afrikanischen Kontinent zu stärken und weitere Verbündete zu finden.

 

Unterdessen versucht Russland weiter, die Getreidelieferungen der Ukraine lahmzulegen. Der ukrainische Infrastrukturminister Oleksandr Kubrakov wies gestern beim NATO-Ukraine-Rat in Brüssel darauf hin, dass allein in den letzten neun Tagen 26 Objekte der Hafeninfrastruktur und fünf zivile Schiffe durch russische Angriffe beschädigt und teilweise zerstört worden seien. Außerdem schränke Russland die Schifffahrt im Gebiet der Krim und in der Nähe der Hoheitsgewässer Bulgariens ein und blockiere so faktisch den Schiffsverkehr in Richtung der ukrainischen Seehäfen, so Kubrakov. Damit verfolge Moskau das Ziel, der Welt ukrainische Lebensmittel vorzuenthalten und damit eine weltweite Nahrungsmittelkrise zu verursachen.

 

Ein Hilfsangebot an die Ukraine kam heute von den baltischen Staaten. Estland, Lettland und Litauen seien bereit, fünf ihrer großen Häfen - darunter Klaipeda - zur Verfügung zu stellen, um den Export von ukrainischem Getreide auf die Weltmärkte sicherzustellen, schreibt der litauische Außenminister Gabrielius Landsbergis auf Twitter. Die drei Staaten appellierten offiziell an die Europäische Kommission, den "baltischen Weg" zu nutzen, um die Probleme zu lösen, die wegen des russischen Ausstiegs aus dem Schwarzmeer-Getreideabkommen entstanden seien.

 

Dieser Vorschlag lag schon vor einigen Tagen auf dem Tisch und sollte am Montag beim Ministerrat in Brüssel erörtert werden. Der Geschäftsführer der staatlichen Hafenbehörde von Klaipeda, Algis Latakas, erklärte vorige Woche, dass Klaipeda mehr als 10 Mio t Getreide pro Jahr umschlagen könnte. Das Hauptproblem bestehe jedoch nach wie vor darin, das Getreide zum Hafen zu bringen. Offenbar bevorzugten die ukrainischen Getreideverkäufer die kürzere Route zur Donauregion und andere Grenzländer, anstatt ihre Produkte über Polen nach Litauen zu schaffen.

 

Der stellvertretende Vorsitzende des ukrainischen Agrarrats, Denys Martschuk, rechnet damit, dass die ukrainischen Landwirte in diesem Jahr 69 Mio t Getreide und Ölkulturen ernten werden; das wären 6 % weniger als im Vorjahr. Das lasse auf ein Exportpotential von mehr als 50 Mio t schließen. Laut Martschuk versucht Russland nun offenbar auch, die Binnenhäfen an der Donau auszuschalten. Gestern sei der Donaufhafen von Reni angegriffen worden.

 

"Russland erhöht künstlich Getreidepreise auf der Welt, indem es das Schwarze Meer blockiert, um dann armen Ländern ihr Getreide zu hohen Preisen anzubieten", erklärte der stellvertretende Vorsitzende. Deshalb sei es wichtig, bei den Verhandlungen mit der EU- Kommission darauf zu bestehen, die Handelsbeschränkungen für Getreideimporte aus der Ukraine in die fünf Grenzländer aufzuheben. AgE/jo

Zurück