Markttipps-Ansicht

IGC rechnet für 2023/24 mit weniger Weizen in der EU

|   markttipps

Der Internationale Getreiderat (IGC) hat gestern seine Prognose für die EU-Weizenernte 2023/24 nach unten revidiert. Die Londoner Experten erwarten nun eine Gesamtmenge von 133,3 Mio t; Mitte Juli waren noch 1,3 Mio t Weizen mehr vorausgesagt worden. Die insgesamt nur minimale Korrektur täuscht darüber hinweg, dass es durch die in weiten Teilen Europas verregnete Druschkampagne zu starken Verschiebungen bei den Qualitäten kommt. Auch wenn es einzelne Ausreißer gibt, taugt unter dem Strich deutlich mehr EU-Weizen als in Normaljahren nur zur Verfütterung.

Der Internationale Getreiderat (IGC) hat gestern seine Prognose für die EU-Weizenernte 2023/24 nach unten revidiert. Die Londoner Experten erwarten nun eine Gesamtmenge von 133,3 Mio t; Mitte Juli waren noch 1,3 Mio t Weizen mehr vorausgesagt worden. Die insgesamt nur minimale Korrektur täuscht darüber hinweg, dass es durch die in weiten Teilen Europas verregnete Druschkampagne zu starken Verschiebungen bei den Qualitäten kommt. Auch wenn es einzelne Ausreißer gibt, taugt unter dem Strich deutlich mehr EU-Weizen als in Normaljahren nur zur Verfütterung. Bekanntlich hat es seit Ende Juli in Nord- und Mitteleuropa immer wieder in die druschreifen Bestände geregnet, wodurch Qualitätsweizen absehbar knapp ist.



Russland: Drusch kommt in Fahrt

 

In Russland kommt die Weizenernte nach ebenfalls verregnetem Start bei jetzt wärmeren, meist trockenen Bedingungen besser in Schwung. Die bisher von dort gemeldeten Erträge liegen über dem Durchschnitt, aber unter den Rekordwerten der vorigen Saison. Aufgrund starker Niederschläge in Teilen der Zentral- und Wolgaregion besteht nach wie vor eine gewisse Unsicherheit hinsichtlich der Qualität. Dafür passt die Menge: Der IGC hat seine Produktionsschätzung für Russland deshalb jetzt um 0,8 Mio t auf 84,4 Mio t gegenüber Juli angehoben. Der Getreiderat liegt damit auf einer Linie mit dem amerikanischen Landwirtschaftsministerium (USDA), das die russische Weizenproduktion zuletzt auf 85,0 Mio t taxiert hat.



Ukraine: Nur 40 Prozent mühlengängig

 

In der Ukraine unterbrechen ebenfalls Niederschläge immer wieder den Weizendrusch, Immerhin werden ordentliche Erträge erwartet, was der IGC auf die gleichmäßige Wasserversorgung während der Vegetationsperiode zurückführt. Entsprechend haben die Londoner Experten ihre Schätzung für die Ukraine um 1,3 Mio t auf 24,5 Mio t Weizen angehoben. Die nassen Druschbedingungen dürften jedoch auch dort zu Qualitätseinbußen führen: Nur rund 40 % des ukrainischen Weizenaufkommens sollen 2023/24 mühlengängig sein, während es laut IGC in den Jahren davor bis zu 70 % waren.

 

Nachfrageüberhang dezimiert die Reserven

 

Die globale Weizenerzeugung für 2023/24 taxiert der Getreiderat in seiner August-Schätzung auf 784 Mio t. Das wären zwar 2 % weniger als beim Allzeitrekord im Wirtschaftsjahr zuvor; es wäre aber immer noch die zweitgrößte Ernte aller Zeiten. Dem wird in dieser Kampagne nach aktuellem Stand ein weltweiter Weizenverbrauch von 805 Mio t gegenüberstehen. Beim IGC geht man davon aus, dass die globalen Weizenreserven durch den Nachfrageüberhang im Saisonverlauf von 282 Mio t auf 261 Mio t abnehmen werden, womit ein neues Fünfjahrestief markiert würde. Besonders stark dürfte der Bestandsabbau dabei in den großen Exportländern ausfallen - neben der EU sind dies Argentinien, Australien, die USA, Kanada, Russland, die Ukraine sowie Kasachstan. Unter dem Strich könnten die Reserven bei den Großexporteuren auf ein 16-Jahres-Tief von 51,7 Mio t sinken, dabei am stärksten in Russland und der EU.



Bärischer Grundton an den Weizenbörsen

 

Der bärische Grundton an den internationalen Terminbörsen hat sich durch den jüngsten IGC-Bericht eher noch verstärkt: An der Matif büßte der vordere Terminweizen zur Lieferung im September 2023 gestern 1,75 Euro/t ein und ging bei dünnen Umsätzen mit 228 Euro/t glatt aus dem Handel. Im Nachthandel zu Freitag verloren die in Chicago gehandelten Futterqualitäten mit gleichem Liefertermin 1,4 % auf umgerechnet gut 199 Euro/t, so dass heute auch in Paris mit einem schwachen Börsenstart gerechnet werden muss. AgE/us

Zurück