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Zügiger Ausstieg aus fossilem Erdgas nicht möglich

erstellt von info@raiffeisen.com (Raiffeisen Info) | |   markttipps

Ein schneller Ausstieg aus dem fossilen Energieträger Erdgas ist nicht möglich. Trotz der drastischen Verteuerung ist damit zu rechnen, dass Erdgas für mindestens noch zehn Jahre einen relevanten Anteil am Energiemix wird einnehmen müssen. Dies war die Einschätzung der meisten Teilnehmer bei der heute online von der bayerischen EU-Vertretung ausgerichteten Diskussionsveranstaltung "Green Deal und explodierende Energiepreise: Was ist zu tun?". Da Erdgas der entscheidende Energieträger bei der Herstellung von Stickstoffdüngern ist, hatten die gestiegenen Preise zuletzt die Hersteller ihre Produktion drosseln lassen, weshalb das Angebot verknappt ist. Während sich der Erdgaspreis im langjährigen Mittel in einem engen Band zwischen 15 Euro/MWh und 20 Euro/MWh bewegte, lag der Spotmarktpreis zuletzt über der Marke von 100 Euro/MWh.

Der stellvertretende Referatsleiter in der Generaldirektion für Energieversorgung der EU-Kommission (DG Energy), Ivo Schmidt, sieht als einen der Hauptgründe für den drastischen Erdgaspreissprung die rasch angezogene Nachfrage im Zuge der diesjährigen wirtschaftlichen Erholung. Das Angebot werde von der Nachfrage in Teilen deutlich übertroffen. Ein weiterer Aspekt sei politischer Natur, so etwa die niedrigeren Liefermengen aus Russland. In diesem Zusammenhang betonte Schmidt, dass der Green Deal kein Hindernis sei, sondern vielmehr erneuerbare Energien stärke. Damit einher gehe eine größere geostrategische Unabhängigkeit und damit auch Preisstabilität.

Der EVP-Europaabgeordnete und Energiepolitiker Dr. Markus Pieper erklärte, dass Erdgas noch für deutlich mehr als ein Jahrzehnt einer der wichtigsten Energieträger bleiben werde. Anders sei die Energieversorgung gar nicht sicherzustellen. Deshalb sei es auch viel zu früh, die "Totenglocken" auf diesen Rohstoff zu läuten, so der CDU-Politiker. Wichtig sei es, die Gasinfrastruktur zu verbessern.

Dem Geschäftsführer der Südstärke GmbH, Dr. Stefan Dick, zufolge zehren die hohen Gaspreise und die damit einhergehenden hohen Stickstoffdüngerpreise an der Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Agrarbranche. Eine mögliche Folge könnte sein, dass die Landwirte im kommenden Jahr weniger Stärkekartoffeln produzierten; mithin könnte sein Unternehmen weniger Ware verarbeiten. Als mittelfristig mögliche Alternative hätte laut Dick Wasserstoff bei entsprechenden Rahmenbedingungen Potential. AgE

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